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Heizlastberechnung: Die Ergebnisse richtig verstehen

Sie haben Ihre Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 durchgeführt – aber was bedeuten die ganzen Zahlen eigentlich? Dieser Artikel erklärt Ihnen alle Ergebnisse im Detail: von der Raumübersicht über den Jahreswärmebedarf bis hin zu konkreten Sanierungsvorschlägen.

Unser Heizlast-Rechner liefert Ihnen nicht nur die normgerechte Heizlast, sondern auch praktische Zusatzinformationen für die Planung Ihrer Heizungsanlage.

Die Ergebnisübersicht im Überblick

Nach der Berechnung sehen Sie zunächst eine kompakte Zusammenfassung aller wichtigen Kennzahlen:

Ergebnisübersicht der Heizlastberechnung Die Ergebnisübersicht zeigt alle Räume mit ihren Heizlasten und Heizkörper-Abgleich

Die wichtigsten Kennzahlen auf einen Blick

Kennzahl Symbol Bedeutung
Norm-Außentemperatur θe Kältester anzunehmender Tag am Standort
Qtrans Transmissionswärmeverlust Wärme, die durch Bauteile entweicht
Qvent Lüftungswärmeverlust Wärme, die durch Luftaustausch verloren geht
Qheiz,R Raumheizlast (Summe) Für Heizkörperauslegung (100% Lüftung)
Qheiz,G Gebäudeheizlast Für Wärmeerzeuger-Auslegung

Raumheizlast vs. Gebäudeheizlast

Ein wichtiger Unterschied, der oft missverstanden wird:

Heizlast-Typ Berechnung Verwendung
Raumheizlast Transmission + 100% Lüftung Auslegung der Heizkörper pro Raum
Gebäudeheizlast Transmission + 50% Lüftung Auslegung des Wärmeerzeugers

Warum der Unterschied? Bei der Gebäudeheizlast wird nur 50% des Lüftungswärmeverlusts angesetzt, weil in der Praxis nie alle Räume gleichzeitig gelüftet werden. Die Summe der Raumheizlasten ist daher immer höher als die Gebäudeheizlast.

Die Raumtabelle verstehen

Für jeden Raum werden folgende Werte angezeigt:

Spalte Bedeutung
ts Soll-Innentemperatur (z.B. 20°C für Wohnräume)
ΔT Temperaturdifferenz (Innen- minus Außentemperatur)
Qtr Transmissionswärmeverlust des Raums
QV Lüftungswärmeverlust des Raums
QR Gesamte Raumheizlast
Soll-Leistung Benötigte Heizkörperleistung
Ist-Leistung Installierte Heizkörperleistung
Differenz Über-/Unterdeckung in Watt

Die Differenz-Spalte zeigt auf einen Blick, ob Ihre Heizkörper ausreichend dimensioniert sind:

  • Grüne Werte (+): Heizkörper liefert mehr als benötigt
  • Rote Werte (-): Heizkörper ist unterdimensioniert

Detaillierte Ergebnisse: Gebäudeebene

Für eine tiefergehende Analyse können Sie die detaillierten Ergebnisse aufrufen:

Detaillierte Ergebnisse auf Gebäudeebene Die Gebäudeübersicht schlüsselt alle Wärmeverluste nach Kategorien auf

Gebäudedaten

Kennzahl Bedeutung
Nettovolumen Beheiztes Luftvolumen in m³
Beheizte Nettogrundfläche Fläche aller beheizten Räume

Wärmeverluste durch Transmission

Die Transmissionswärmeverluste werden nach Zielort aufgeschlüsselt:

Verlustpfad Beschreibung Typischer Anteil
An Außenluft Durch Außenwände, Fenster, Dach 60–80%
An Erdreich Durch Bodenplatte, Kellerwände 15–25%
An unbeheizte Räume An Keller, Dachboden, Nachbarn 5–15%

Wärmeverluste durch Lüftung

Wert Bedeutung
Summe (100%) Für Raumheizung/Heizkörperauslegung
Summe (raumweise, 50%) Für Gebäudeheizlast/Wärmeerzeuger

Detaillierte Ergebnisse: Raumebene

Jeder Raum kann einzeln analysiert werden – mit allen Bauteilen und deren Wärmeverlusten:

Detaillierte Raumergebnisse mit Bauteilaufschlüsselung Bauteilweise Aufschlüsselung der Wärmeverluste im Wohnzimmer

Die Bauteil-Tabelle im Detail

Für jedes Bauteil werden angezeigt:

Spalte Erklärung
Kategorie Wand, Boden, Decke, Fenster, Tür
Bauteiltyp Konkrete Konstruktion aus dem Katalog
Ausrichtung Himmelsrichtung (N, O, S, W) oder "-" für innen
Brutto Gesamtfläche des Bauteils
Abzug Abzugsflächen (z.B. Fenster in Wand)
Netto Effektive Fläche für Berechnung
U-Wert Wärmedurchgangskoeffizient in W/(m²·K)
Wärmebrücke ΔU Zuschlag für Wärmebrücken
U-Wert korrigiert U-Wert + ΔU
ΔT (K) Temperaturdifferenz
Wärmeverlust Resultierender Verlust in kW

U-Werte interpretieren

Der U-Wert ist der wichtigste Kennwert für die Dämmqualität eines Bauteils:

U-Wert Bewertung Beispiel
< 0,20 Sehr gut Passivhaus-Wand
0,20–0,30 Gut Neubau nach GEG
0,30–0,50 Ausreichend Sanierter Altbau
0,50–1,00 Mäßig Unsanierter Altbau
> 1,00 Schlecht Ungedämmte Außenwand

Tipp: Rote Werte in der Tabelle zeigen negative Abzugsflächen – das ist korrekt und bedeutet, dass diese Fläche von der Bruttofläche abgezogen wird (z.B. Fensterfläche von der Wandfläche).

Jahresverlauf Wärmebedarf

Neben der Norm-Heizlast (für den kältesten Tag) berechnet unser Tool auch den Jahreswärmebedarf – also wie viel Energie Sie tatsächlich über das Jahr benötigen:

Jahresverlauf Wärmebedarf mit Kennzahlen Jahreswärmebedarf und Wärmepumpen-Stromverbrauch auf Basis von PVGIS-Klimadaten

Die wichtigsten Jahres-Kennzahlen

Kennzahl Bedeutung
Gesamtwärmebedarf Jahressumme in kWh/a
Wärmepumpen-Stromverbrauch Überschlag bei typischer JAZ
Ø Tagesbedarf Durchschnittlicher Bedarf pro Tag
Maximale Stundenleistung Spitzenlast (entspricht ca. der Norm-Heizlast)
Heizstunden pro Jahr Stunden mit Heizbedarf
Ø Heizleistung Mittlere Leistung während Heizbetrieb

Hinweis: Der Wärmepumpen-Stromverbrauch ist ein Überschlag basierend auf einer typischen Jahresarbeitszahl (JAZ) von 3,5 für Luft-Wasser-Wärmepumpen. Der tatsächliche Verbrauch hängt vom System und der Betriebsweise ab.

Jahresverlauf-Diagramme

Jahresverlauf und monatliche Übersicht Stündlicher Wärmebedarf im Jahresverlauf und monatliche Verteilung

Das obere Diagramm zeigt:

  • Grüne Fläche: Wärmebedarf in kW
  • Blaue Linie: Außentemperatur in °C

Das untere Diagramm zeigt die monatliche Verteilung des Wärmebedarfs:

  • Januar/Februar: Höchster Bedarf
  • Juni–August: Nahezu kein Heizbedarf
  • Übergangsmonate: Variabler Bedarf

Warum ist der Jahreswärmebedarf wichtig?

Anwendung Nutzen
Wirtschaftlichkeit Berechnung der jährlichen Heizkosten
Wärmepumpen-Planung Dimensionierung und JAZ-Abschätzung
Solar-Kopplung Ermittlung der solaren Deckungsrate
Vergleich Vor/Nach-Vergleich bei Sanierungen

Sanierungsvorschläge

Basierend auf Ihren Bauteilen analysiert unser Rechner automatisch das Optimierungspotenzial nach GEG 2024:

Sanierungsvorschläge nach Bauteilgruppen Automatische Analyse des Einsparpotenzials nach GEG-Standards

Gesamtpotenzial

Kennzahl Bedeutung
Gesamt-Energieeinsparung Mögliche jährliche Einsparung in kWh
Gesamt-Heizlastreduktion Mögliche Reduktion der Heizlast in kW
Referenztemperatur Norm-Außentemperatur am Standort

Potenzial nach Bauteilgruppen

Für jede Bauteilgruppe (Außenwand, Dach, Fenster, Bodenplatte) zeigt die Analyse:

Wert Beschreibung
Fläche Gesamtfläche der Bauteilgruppe
U-Wert IST Aktueller durchschnittlicher U-Wert
U-Wert SOLL (GEG) Anforderung nach GEG bei Sanierung
Energieeinsparung Jährliche Einsparung bei Sanierung
Heizlastreduktion Reduktion der Norm-Heizlast

Wichtig: Die Sanierungsvorschläge basieren auf den GEG-Mindestanforderungen bei Bauteilaustausch. Bei einer umfassenden Sanierung können auch höhere Standards (z.B. KfW-Effizienzhaus) sinnvoll sein.

Typische Einsparpotenziale

Maßnahme U-Wert vorher U-Wert nachher Einsparung
Außenwanddämmung 1,0 W/(m²·K) 0,24 W/(m²·K) 60–70%
Dachdämmung 0,8 W/(m²·K) 0,20 W/(m²·K) 70–75%
Fenstertausch 2,8 W/(m²·K) 1,10 W/(m²·K) 55–65%
Kellerdeckendämmung 0,8 W/(m²·K) 0,25 W/(m²·K) 65–70%

Heizkörper-Optimierung

Ein besonders praktisches Feature ist die automatische Heizkörper-Analyse:

Heizkörper-Optimierung mit Raum-für-Raum-Analyse Intelligente Heizkörper-Optimierung mit konkreten Tauschvorschlägen

Die 2-Stufen-Analyse

Unser Algorithmus prüft zwei Optimierungsstrategien:

  1. Upgrade auf maximale Leistung: Gleiche Baugröße, höherer Heizkörpertyp
  2. Downsizing wo möglich: Kleinerer Heizkörper bei Überdeckung

Systemweite Auswirkungen

Kennzahl Bedeutung
Aktuelle Vorlauftemperatur Bisherige Systemtemperatur
Mögliche neue Vorlauftemperatur Nach Optimierung erreichbar
Energieeinsparung Prozentuale Einsparung
Jahreswärmebedarf aktuell Vor Optimierung
Jahreswärmebedarf optimiert Nach Optimierung

Warum niedrigere Vorlauftemperatur? Eine niedrigere Vorlauftemperatur verbessert den Wirkungsgrad von Wärmepumpen erheblich. Jedes Grad weniger erhöht die JAZ um ca. 2,5%.

Raum-für-Raum-Analyse

Für jeden Raum zeigt die Analyse:

IST-Zustand OPTIMIERT
Aktueller Heizkörpertyp Empfohlener Heizkörpertyp
Aktuelle Maße Neue Maße (wenn geändert)
Heizleistung bei Systemtemperatur Neue Heizleistung
Deckungsgrad (< 100% = unterversorgt) Neuer Deckungsgrad (≥ 100%)

Die Kosten für Austausch geben eine grobe Orientierung für die Investition.

Deckungsgrad verstehen

Deckungsgrad Bewertung Empfehlung
< 80% Kritisch unterversorgt Heizkörpertausch dringend
80–99% Leicht unterversorgt Tausch empfohlen
100–120% Optimal Keine Änderung nötig
> 120% Überdimensioniert Downsizing möglich

Was tun mit den Ergebnissen?

Bei Neubau oder Heizungstausch

  1. Wärmeerzeuger dimensionieren: Gebäudeheizlast Qheiz,G verwenden
  2. Heizkörper auslegen: Raumheizlasten QR pro Raum
  3. Pufferspeicher planen: Bei Wärmepumpe ggf. Überdimensionierung berücksichtigen

Bei Sanierungsplanung

  1. Schwachstellen identifizieren: Bauteile mit hohen U-Werten
  2. Maßnahmen priorisieren: Nach Einsparpotenzial sortieren
  3. Wirtschaftlichkeit prüfen: Einsparung vs. Investitionskosten
  4. Förderung nutzen: KfW/BAFA-Programme für energetische Sanierung

Bei Heizkörper-Problemen

  1. Unterversorgte Räume: Heizkörpertausch nach Optimierungsvorschlag
  2. Vorlauftemperatur senken: Wenn alle Räume überversorgt sind
  3. Hydraulischen Abgleich: Durchführen nach Optimierung

Fazit

Merksatz: Die Heizlastberechnung liefert weit mehr als nur eine Zahl. Die Raumheizlast dient der Heizkörperauslegung, die Gebäudeheizlast der Wärmeerzeuger-Dimensionierung. Der Jahreswärmebedarf ermöglicht Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die Sanierungsvorschläge zeigen Einsparpotenziale auf, und die Heizkörper-Optimierung hilft bei der Vorbereitung auf niedrige Vorlauftemperaturen – wichtig für den effizienten Wärmepumpenbetrieb.

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Weiterführende Artikel

Quellen

  • DIN EN 12831-1: Energetische Bewertung von Gebäuden – Verfahren zur Berechnung der Norm-Heizlast
  • GEG 2024: Gebäudeenergiegesetz
  • VDI 6030: Auslegung von Raumheizflächen