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Der U-Wert: Die Kennzahl für Wärmedämmung

Der U-Wert (früher k-Wert) ist die wichtigste Kennzahl, um die Wärmedämmqualität eines Bauteils zu bewerten. Er gibt an, wie viel Wärme pro Sekunde durch einen Quadratmeter Bauteilfläche fließt, wenn die Temperaturdifferenz ein Kelvin beträgt.

Was bedeutet der U-Wert?

Definition: Der U-Wert gibt den Wärmestrom in Watt an, der durch 1 m² Bauteilfläche fließt, wenn die Temperaturdifferenz zwischen innen und außen 1 Kelvin (= 1°C) beträgt.

Einheit: W/(m²·K) – Watt pro Quadratmeter und Kelvin

Die Faustregel

  • Niedriger U-Wert = Wenig Wärmeverlust = Gute Dämmung
  • Hoher U-Wert = Viel Wärmeverlust = Schlechte Dämmung
U-Wert Bewertung Beispiel
0,1 - 0,2 W/m²K Sehr gut Passivhaus-Wand
0,2 - 0,3 W/m²K Gut Neubau-Standard
0,3 - 0,5 W/m²K Mittel Sanierter Altbau
0,5 - 1,0 W/m²K Mäßig Teilgedämmt
> 1,0 W/m²K Schlecht Ungedämmter Altbau

Rechenbeispiel: Was bedeutet der U-Wert praktisch?

Eine Außenwand mit:

  • Fläche: 10 m²
  • U-Wert: 0,24 W/m²K
  • Innentemperatur: 20°C
  • Außentemperatur: 0°C

Berechnung: Wärmestrom = U × A × ΔT = 0,24 × 10 × 20 = 48 Watt

Bei -10°C außen: 0,24 × 10 × 30 = 72 Watt

Zum Vergleich: Eine ungedämmte Wand mit U = 1,5 W/m²K:

Wärmestrom = 1,5 × 10 × 30 = 450 Watt – mehr als 6-mal so viel!

Wie wird der U-Wert berechnet?

Der U-Wert ergibt sich aus den Wärmedurchlasswiderständen aller Schichten:

Formel: U = 1 / RT

mit RT = Rsi + R1 + R2 + ... + Rn + Rse

  • RT = Gesamtwärmedurchlasswiderstand (m²K/W)
  • Rsi = Innerer Wärmeübergangswiderstand
  • R1, R2... = Wärmedurchlasswiderstände der Schichten
  • Rse = Äußerer Wärmeübergangswiderstand

Der Widerstand einer Schicht

Jede Materialschicht hat einen Wärmedurchlasswiderstand:

Formel: R = d / λ

  • R = Wärmedurchlasswiderstand (m²K/W)
  • d = Schichtdicke (m)
  • λ = Wärmeleitfähigkeit (W/mK)

Die Wärmeleitfähigkeit λ

Die Wärmeleitfähigkeit λ (Lambda) ist eine Materialeigenschaft:

Material λ (W/mK) Bewertung
Kupfer 380 Extrem leitend
Stahl 50 Sehr leitend
Beton 2,1 Leitend
Vollziegel 0,8 Mäßig leitend
Holz 0,13 Wenig leitend
Mineralwolle 0,035 Dämmstoff
EPS (Styropor) 0,035 Dämmstoff
PUR/PIR 0,024 Hochleistungsdämmstoff
Luft (ruhend) 0,025 Theoretisch optimal

Je niedriger λ, desto besser dämmt das Material. Dämmstoffe haben λ-Werte unter 0,1 W/mK – typisch sind 0,03-0,04 W/mK.

Die Wärmeübergangswiderstände

An den Oberflächen findet ein Wärmeübergang zwischen Luft und Bauteil statt:

Situation Rsi (innen) Rse (außen)
Aufwärts (Decke) 0,10 m²K/W 0,04 m²K/W
Horizontal (Wand) 0,13 m²K/W 0,04 m²K/W
Abwärts (Boden) 0,17 m²K/W 0,04 m²K/W

Vollständiges Rechenbeispiel

Eine Außenwand mit Wärmedämmverbundsystem (WDVS):

Schicht d (cm) λ (W/mK) R (m²K/W)
Innenputz 1,5 0,70 0,02
Mauerwerk 24 0,79 0,30
EPS-Dämmung 14 0,035 4,00
Außenputz 1,5 0,87 0,02

Berechnung: RT = 0,13 + 0,02 + 0,30 + 4,00 + 0,02 + 0,04 = 4,51 m²K/W

U = 1 / 4,51 = 0,22 W/m²K

Die 14 cm Dämmung (R = 4,00) macht über 88% des Gesamtwiderstandes aus!

U-Werte verschiedener Bauteile

Außenwände nach Baualter

Baujahr Konstruktion Typischer U-Wert
vor 1918 Vollziegel 50cm 1,2-1,5 W/m²K
1919-1948 Vollziegel 38cm 1,4-1,7 W/m²K
1949-1968 Hohlblock 30cm 1,0-1,4 W/m²K
1969-1978 Hohlblock + 4cm Dämmung 0,6-0,9 W/m²K
1979-1994 Porenbeton/Dämmung 0,4-0,6 W/m²K
1995-2009 Dämmung 10-12cm 0,3-0,4 W/m²K
ab 2010 Dämmung 14-20cm 0,2-0,28 W/m²K
Passivhaus Dämmung 30cm+ < 0,15 W/m²K

Fenster nach Generation

Generation Verglasung Ug-Wert Uw-Wert
vor 1978 Einfachglas 5,8 5,0-5,5
1978-1995 2-fach ohne LowE 3,0 2,7-3,1
1995-2005 2-fach mit LowE 1,1 1,3-1,6
2005-2015 3-fach Standard 0,7 1,0-1,2
ab 2015 3-fach Premium 0,5 0,8-0,9

Ug vs. Uw:

  • Ug = U-Wert nur der Verglasung (g = glazing)
  • Uw = U-Wert des gesamten Fensters inkl. Rahmen (w = window)
  • Der Rahmen ist oft schlechter als die Verglasung!

Dach/Oberste Geschossdecke

Zustand Typischer U-Wert
Ungedämmt 2,0-3,5 W/m²K
6cm Dämmung 0,5-0,6 W/m²K
12cm Dämmung 0,25-0,30 W/m²K
20cm Dämmung 0,15-0,18 W/m²K
30cm Dämmung 0,10-0,12 W/m²K

Kellerdecke/Bodenplatte

Zustand Typischer U-Wert
Ungedämmt 0,8-1,2 W/m²K
6cm Dämmung 0,4-0,5 W/m²K
10cm Dämmung 0,25-0,30 W/m²K
16cm Dämmung 0,15-0,20 W/m²K

GEG-Anforderungen

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) definiert Mindestanforderungen:

Bei Sanierung einzelner Bauteile

Bauteil Max. U-Wert (GEG 2020)
Außenwand 0,24 W/m²K
Dach/oberste Decke 0,24 W/m²K
Kellerdecke 0,30 W/m²K
Fenster 1,30 W/m²K (Uw)
Außentüren 1,80 W/m²K

Neubau (Referenzgebäude)

Bauteil Referenz-U-Wert
Außenwand 0,28 W/m²K
Dach 0,20 W/m²K
Bodenplatte 0,35 W/m²K
Fenster 1,30 W/m²K

Achtung: Die GEG-Werte sind Mindestanforderungen. Für eine wirtschaftliche Heizungsauslegung (besonders für Wärmepumpen) sind oft bessere U-Werte sinnvoll!

Fehlerquellen bei U-Wert-Angaben

1. Laborwerte vs. Realität

Faktor Einfluss auf U-Wert
Feuchtigkeit im Mauerwerk +10 bis +30%
Unvollständige Dämmung +20 bis +50%
Wärmebrücken (nicht erfasst) Zusätzlich 0,05-0,15 W/m²K

2. Verschiedene Berechnungsmethoden

  • Vereinfachtes Verfahren: Tabellenwerte nach Baualter
  • Detaillierte Berechnung: Schichtweiser Aufbau
  • Messung: Vor-Ort mit Wärmestrommessung

3. Verwechslung von Kennwerten

Symbol Bedeutung
U Wärmedurchgangskoeffizient (Bauteil)
Ug U-Wert Verglasung
Uw U-Wert Fenster gesamt
Uf U-Wert Fensterrahmen
λ Wärmeleitfähigkeit (Material)
R Wärmedurchlasswiderstand

U-Wert-Verbesserung durch Dämmung

Wie viel Dämmung bringt welchen U-Wert?

Beispiel: Außenwand (Ausgangswert 1,4 W/m²K)

Zusätzliche Dämmung Neuer U-Wert Verbesserung
4 cm (λ = 0,035) 0,55 W/m²K -61%
8 cm 0,34 W/m²K -76%
12 cm 0,25 W/m²K -82%
16 cm 0,20 W/m²K -86%
20 cm 0,16 W/m²K -89%

Das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens: Die ersten Zentimeter Dämmung bringen am meisten. Von 0 auf 8 cm ist effektiver als von 16 auf 24 cm!

Der Heizlast-Rechner

Unser Heizlast-Rechner arbeitet mit U-Werten:

  • Bauteilkatalog mit über 150 typischen Konstruktionen
  • Automatische U-Wert-Schätzung nach Baualter
  • Manuelle Eingabe für bekannte U-Werte
  • Sanierungsvorschläge mit verbesserten U-Werten

Jetzt berechnen: Ermitteln Sie die Heizlast Ihres Gebäudes und sehen Sie, wie U-Wert-Verbesserungen wirken – mit unserem Heizlast-Rechner.


Weiterführende Artikel


Quellen

  • DIN EN ISO 6946 – Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient
  • DIN 4108-2 – Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden
  • DIN EN ISO 10077-1 – Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern
  • GEG 2020 – Gebäudeenergiegesetz